Na das war ja was!
Wie präsentieren wir uns beim Schützenumzug? Vortreffen, Besprechungen, Ideen sammeln, Ideen verwerfen, neue Ideen finden, sich festlegen und am Ende doch auf den letzten Drücker etwas ganz anderes hinbekommen: Typisch CVJM eben.
Am Samstag, dem Tag vor dem Umzug rückte schon die ganze Kellerrasselbande an, um den Trecker samt Anhänger zu schmücken. Plakate hier, Büchermeilenwerbung dort, Vorbereiten der Kühltaschen – alles ging der Gruppe so locker von der Hand als würde sie das täglich machen. Es war schon ein kleines Wunder so viele CVJM-Dreiecke in verschiedenster Form auf so einem engen Raum angebracht zu sehen. Eine reine Freude machte sich breit – genau wie die Vorfreude auf den morgigen Tag. Die steigerte sich sehr, war der CVJM doch zum ersten Mal seit 2007 wieder bei einem Umzug dabei….
Am Sonntag schien die Sonne aus allen Knopflöchern. Am Vorab-Treffpunkt wurde noch reichlich Sonnencreme verteilt, die Kühlboxen mit den 600 Wassereis-Tüten gecheckt, die Lautsprecherbox samt Mikro getestet und Strohhüte verteilt. Nein was sahen alle schön aus in aktueller CVJM-Sarstedt-Kluft. Nun aber rüber wandern und in die Schlage der Umzugsteilnehmer einreihen.
In der Glückaufstraße an der Startnummer 36 warteten wir auf den Beginn. Zwischendurch kamen schon mal die Schützen vorbei oder auch das Sarstedter Blasorchester, um die Spitze des Zuges einzunehmen. Alles wurde bunter und bunter um uns herum. Vor uns reihten sich die Kanuten des FSV ein und da gab es schon ein großes Hallo, kannten sich doch einige CVJMer und die Kanuten. Hinter uns baute sich die Ortsfeuerwehr Itzum auf mit seiner Blaskapelle. Die Kellerrasseln hatten organisatorisch und "in Echt" den Hut auf heute. Der einzige Mann ohne Hut hatte etwas Sorge – würde sich unsere Dauerschleifen–CVJM Musik mit der Blaskapelle beißen? Vielleicht etwas Abstand halten? Doch die Sorge erwies sich als unbegründet, denn die Kapelle war auf alles vorbereitet wie wir noch hören sollten.
Um 15.00 Uhr setzte sich der Trupp in Bewegung. Der CVJM-Sarstedt-eigene Treckerfahrer schmiss den Dieseltrecker an, die Kellerrasseln bewaffneten sich mit Wassereis, die Wagenbesatzung nahm die Fahnen und das Mikro in die Hand und aus dem Lautsprecher erklang das bei solchen Aktionen unvermeidliche „YMCA“ der Village People. Jetzt aber perfektioniert mit der Choreografie der Kellerrasseln.
An der St. Paulus Kirche vorbei, durch das von vielen Schaulustigen gesäumte Giebelstieg bis hin zur Neustadt geht traditionell seit über 500 Jahren der Umzugskonvoi. Tanzend, singend, lachend, Wassereis verteilend zogen wir mit der Musik YMCA oder auch KUMBAYA und natürlich LAUDATOSI durch die Stadt. Der Kapelle hinter uns war das wohl etwas zu laut, sie hielt Abstand. Aber dann überraschte Sie uns knallhart: Plötzlich spielte die Kapelle „YMCA“! Sofort war unser Lautsprecher aus. Und irgendwer rief “Wie geil ist das denn? Wir haben unsere eigene Kapelle! Hat keiner sonst hier!“ Und dann war natürlich kein Halten mehr. Glücksgefühle und das Wissen, an etwas absolut Tollem teilzunehmen, durchflossen alle Teilnehmer des CVJM Sarstedt.
Immer weiter zogen wir durch die Stadt und an den Zuschauern vorbei. Es wurden immer mehr. Die erste Rutsche Wassereis ging zur Neige. Doch alles war generalstabsmäßig geplant: Auf Höhe Brickelweg reichte uns plötzlich eine CVJMerin neue Kühlboxen, prall gefüllt mit Eis auf den Wagen. Die Wagenbesatzung hatte eh viel zu tun, die Tragebeutel der Kellerrasseln mit Eis aufzufüllen. Die Kellerrasseln wiederum hatten sichtlich Spaß daran, alle Kinder in Sarstedt mit Eis zu versorgen.
Aus unserem Lautsprecher kamen Ansagen wie „Das macht Spaß das macht Laune, die nächste Büchermeile geht wieder rückwärtsssssss!“ sowie „Demnächst hier in der Innenstadt – unsere Büchermeile!“ Der Typ am Mikro war manchmal kaum zu halten „Nach 12 Jahren Pause – wir sind wieder da beim Umzug!“ – „Hier bei uns gibt es alles! Die Kellerasseln! Die Büchermeile! Und Wassereis! Beim CVJM Sarstedt!“ meist gefolgt vom wilden Gegröle der Kellerrasseln. Und an der Kurve zur Neustadt dann leider „Nee, Wassereis nicht mehr. Ich höre gerade das ist alle.“ Natürlich wurden alle CVJMer, die uns vom Straßenrand zujubelten, namentlich laut gegrüßt.
Und 45 Minuten später war es urplötzlich vorbei. An der Gaststätte der Neustadt wurde kurz gehalten, kurze Absprache gehalten und dann weitergefahren zu unserm Ausklangsziel. Alle wollten noch eine zweite Runde durch die Stadt drehen, aber irgendwie sah es das Konzept des Umzuges nicht vor.
Die Bratwurstsause an unserem Materiallager konnte starteten. Noch immer waren alle fröhlich, die Endorphine peitschten durch den Körper. Kaum jemand wollte den Wagen abschmücken. Erst noch mal aufsitzen und Selfies machen! Und noch mal Trecker fahren. Und nochmal lachen. Und nochmal über das reden, was eben erlebt wurde!
So eine Aktion hat es lange nicht gegeben.
Wenn es die Webseite hergeben würde, müssten jetzt 100 Zeilen fröhlich lachende Smilys kommen. Mindestens. Hammerwetter, Hammeraktion, Hammerkellerrasseln!
- Roberg U. Leger -