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Die Suche nach dem Bernsteinzimmer

Alles begann damit, dass Horst Wezurek, erster Zivi auf Quellerdünen, beiläufig auf einem Treffen im letzten Jahr erwähnte, dass das verschollene erste Bernsteinzimmer durchaus auf Quellerdünen versteckt sein könnte. Uwe Lege, Geschäftsführer des CVJM Landesverbandes Hannover, griff das sofort auf. „Damit hätten wir auf einen Schlag ausgesorgt!“ sagte er. Doch wie sollte die Suche organisiert werden?

Das konnte nur mit einem Trupp fähiger Leute geschehen, die die Spuren, die so eine Suche auf dem Gelände zwangsweise hinterlassen würde, kaschieren kann. Also organisierte er 21 Leute aus verschiedenen CVJM-Vereinen, brachte als Leitung vor Ort Jan-Eric Bothe an Bord, nannte das alles „Sonder-Arbeitsfreizeit“ um die Presse nicht neugierig zu machen und schon war Mitte März alles auf Quellerdünen.

Die Woche begann mit einer Begehung des Geländes der verschiedenen Stellen, an denen das Bernsteinzimmer vermutet wurde. Viele Wände, die im Weg waren, waren bereits entfernt und einige Umbauten ebenfalls erledigt. Nun kam der Sondertrupp ins Spiel.

Im Gästehaus I hielt Silvia als Koordinatorin und natürlich Mithelferin alle auf Trab, darunter ihren frisch getrauten Ehemann Andy. Da wurden munter neue Fliesen angebracht, neue Duschen und Toiletten auf Vordermann gebracht, Wände gestrichen und Böden versiegelt. Dazu mussten alle Möbel und Elektrik aller Zimmer immer wieder hin- und hergetragen werden. Im Obergeschoß waren Horst und Heinrich derweil dabei, eine neue Tür in den Gang zu bauen. Offiziell, um nun einen abgetrennten Bereich inkl Teamerzimmer mit eigener Dusche zu schaffen. Klammheimlich natürlich um die Spuren der Suche zu verdecken.

Das Team um Ole, Karl und Adrien nahm sich das Gästehaus II vor. Die ehemalige Sitzecke war bereits in einen neuen Teamerraum mit Nasszelle verändert worden, die alte Dusche zeigte starke Beschädigungen, die durch die Ausgrabungen bei der Suche entstanden waren. Da wurden die Löcher gestopft und neu verfliest. Draußen wurden Gehwegplatten weggerissen, um im Erdreich zu suchen.

Im Haupthaus wuselten mehrere Teams gleichzeitig. Überall wurden Löcher in die Wände gebohrt, längst vergessene Gangklappen geöffnet, Geheimgänge gefunden, besichtigt und wieder verschlossen. Alle waren sich einig: Irgendwo musste das Bernsteinzimmer sein.

 „Ich komme gar nicht dazu, mich um Stromleitungen und die Heizung zu kümmern“ rief Christoph schwitzend, während er erneut den Bohrhammer ansetze, um wieder irgendwo ein Loch in eine Wand zu hämmern. Kurzer Blick per Taschenlampe ins Loch: Auch kein Bernsteinzimmer zu sehen. Die Beschädigungen an den Wänden wurden von ihm listigerweise mit Kabelkanälen überdeckt. Thorsten verstärkte den Effekt der Reparatur, indem er in den neuen Kabelkanälen und Schächten Leitungen verlegte und verlegen ließ, um die Häuser mit WLAN zu versorgen.

Im Clubraum waren Sid, Christian, Malte, Micha und Bexxs stark beschäftigt. Der Wegfall der Wand ließ nun die alte Teeküche mit zum Raum gehören. Da hieß es den Tragebalken zu schleifen, zu beizen und neu zu streichen. Keine angenehme Aufgabe. Auch die Küche selbst wurde neu gestaltet – der Clubraum ist nun wieder benutzbar.

Viele arbeiteten hier und da. Mal wurden Stühle geleimt und repariert, Möbel getragen oder Bauschutt entsorgt. Mal wurden Schächte, Kanäle und Löcher wieder zugemacht, damit ja keiner mitbekam, dass hier ernsthaft gesucht wurde. Einmal riss jemand sogar den alten Münzfernsprecher im Foyer aus der Wand, um dahinter zu suchen: Auch nichts. Uwe Lege versteckte das Loch, indem er kurzerhand eine Collage aus den neuen  „CVJM-LV-Zusammen am Meer"-Aufklebern davor anbringen ließ. Damit passte nun auch die Wand harmonisch zur restlichen Ausrichtung des Hauses. Der neue Hausmeister Gerriet sah das mit gemischten Gefühlen, aber was sollte er machen. Zusammen mit dem neuen Mitstreiter in der Küche, Julius, schnappte er sich den Farbeimer und machte sich wieder ans Streichen jener Stellen, die andere bei der Suche ramponiert hatten. Auch Dieter und Matthias wurden immer wieder mit Malereimer und Pinsel gesehen – dementsprechend sahen sie dann auch aus.

Jan hatte derweil alle Hände voll zu tun, um die Suche weiter zu koordinieren. Regelmäßig rief er zu Besprechungen in den Speisesaal, um alle auf dem neuesten Stand zu halten. Sorgen machten ihm, dass die Suche im Haus von vorbeigehenden Passanten beobachtet werden konnte. Dagegen hatte Sören aber schon etwas vorbereitet: Zusammen mit Gero hing er in allen Zimmern aller Gästehäuser inkl dem Speisesaal neue Vorhänge auf. Blickdichte, schwere Vorhänge in der Farbe Spiekeroogs: Dunkelgrün. Nun konnte keiner von draußen etwas sehen. Angenehmer Nebeneffekt: Nun sind die Zimmer und Veranden auch tagsüber beamertauglich. Die beiden Erker neben dem Speisesaal versah er schnell mit festen Rollos.

So langsam neigte sich die Woche dem Ende zu. Die Spuren der Suche wurden beseitigt, letzte Türen und Schränke gestrichen, Müll in den Container gebracht. Das Bernsteinzimmer wurde nicht gefunden. „Aber ich gebe nicht auf“, so Christian, einer der Sucher. „Ich will es finden. Und wenn ich dazu wieder auf eine sogenannte Arbeitsfreizeit mitfahren und Fliesenspiegel wegrattern muss!“

Gero Grübler